Piercings haben für die meisten Menschen in erster Linie einen ästhetischen Wert. Schon seit Jahrhunderten schmücken Menschen sich mit Piercings in den unterschiedlichsten Ausführungen. Hier in Europa gibt es mittlerweile viele verschiedene Piercings im Angebot. Dezente Stecker mit Glitzersteinen, auffällige Ringe und Bananen-Stecker werden an verschiedenen Körperteilen als Schmuck eingesetzt. Dabei scheint der Kreativität kaum eine Grenze gesetzt. Das Ohr ist natürlich als Piercingstelle besonders beliebt, aber auch Augenbrauen, Bauchnabel oder Zunge lassen sich piercen. Doch kann ein Piercing vielleicht auch mehr als nur Schmuck sein? Was ist dran an einem Akupunktur-Piercing?
Akupunktur-Piercing – was steckt dahinter?
Akupunktur ist eine Heilmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin, die sich auch hierzulande aufgrund der erstaunlichen Erfolge großer Beliebtheit erfreut. Kann Akupunktur auch mittels eines Piercings erfolgen? Bei der Akupunktur werden feine Nadeln eingesetzt, die an sogenannten „Akupunkturpunkten“ die Nervenbahnen oder auch die Energiebahnen des Körpers aktivieren sollen. Durch die Aktivierung wird Heilung angeregt und der Körper reagiert systemisch auf die Stimulation der Punkte. Die Idee hinter einem Piercing zur Akupunktur ist also, dass das Piercing dauerhaft einzelne Akupunktur-Punkte stimuliert und so zu einer gesundheitlichen Verbesserung beiträgt. Kann ein Akupunktur-Piercing funktionieren? Und welche Akupunktur-Piercings gibt es?
Daith Piercing für Akupunktur gegen Migräne
Eines der bekanntesten Akupunktur-Piercings ist wohl das Daith Piercing, das derzeit besondere Aufmerksamkeit bekommt. Dank dieses Piercings soll es möglich sein, Migräneattacken sowohl in ihrer Heftigkeit als auch in ihrer Häufigkeit zu lindern. Kein Wunder also, dass das Akupunktur-Piercing am Ohr viel Aufmerksamkeit bekommt, denn Migränepatienten haben meist einen langen Leidensweg hinter sich und es gibt kaum Heilmöglichkeiten für die schmerzhaften Attacken. Mit Schmerzmitteln werden nur kurzfristig die Symptome, nicht aber die Ursache bekämpft. Das Akupunktur-Piercing soll nun Abhilfe schaffen und das Übel bei der Wurzel packen. Leider gibt es zu der Wirksamkeit nur wenige Forschungen, sodass noch kein wissenschaftlicher Beweis über die Wirksamkeit erbracht wurde. Stattdessen muss bei der Wirkung der Piercings auf die Erfahrungswerte anderer zurückgegriffen werden. Bei manchen Betroffenen scheint das Akupunktur-Piercing gegen Migräne zu helfen und sie klagen weniger über Beschwerden. Auch die Häufigkeit der Anfälle lässt sich laut diesen Erfahrungsberichten reduzieren. Allerdings wirkt das Akupunktur-Piercing nicht bei allen: Bei einigen wenigen tritt keine oder kaum Verbesserung ein. Daher bleibt für den einzelnen letztendlich nur der Weg des Selbstversuchs.
Akupunktur-Piercing gegen Stress und Depressionen
Auch bei psychischen Beschwerden wie Stress oder Depressionen wird Akupunktur eingesetzt und so soll es auch hier ein Akupunktur-Piercing geben, dass gegen diese Leiden hilft und Linderung verschafft. Depressionen sind eine Krankheit unserer Zeit: Fast jeder von uns kennt einen Menschen, der darunter zumindest zeitweise leidet. Kein Wunder also, dass auch das Piercing gegen Depressionen derzeit viel Aufmerksamkeit bekommt. Das Akupunktur-Piercing gegen Depressionen wird auch als Shen-Men-Piercing bezeichnet. Dieses soll mithilfe der Stimulation von Akupunkturpunkten am Ohr eine Verbesserung der depressiven Symptomatik erzielen. Auch hier fehlen leider noch die wissenschaftlichen Untersuchungen, sodass auf die Erfahrungsberichte Betroffener geschaut werden muss.
Gewicht reduzieren mit Akupunktur-Piercing
Selbst beim Abnehmen soll ein Akupunktur-Piercing helfen. In unserer modernen Welt stehen Zucker und Fett beinahe unbegrenzt zur Verfügung. Der menschliche Körper, der von Natur aus dazu gemacht ist, Fettpolster für schlechte Zeiten anzulegen, dankt diesen Überfluss nicht. Übergewicht ist nicht selten die Folge einer schlechten Ernährung und vielen fällt es schwer, nicht nur die Essgewohnheiten umzustellen, sondern auch noch abzunehmen. Hier soll ein Akupunktur-Piercing helfen – das sogenannte Slim-Tragus-Piercing. Es soll Heißhungerattacken mildern und den Stoffwechsel anregen. Ein „Wundermittel“ ist ein solches Akupunktur-Piercing natürlich nicht. Es kann unterstützen, aber es wird nicht von selbst die Pfunde purzeln lassen. Eine Ernährungsumstellung sowie körperliche Betätigung sind meist trotz des Piercings noch nötig. Allerdings berichten Betroffene, dass sie dank des Akupunktur-Piercings weniger häufig Lust auf Süßes haben.
Was sollte bei einem Akupunktur-Piercing beachtet werden?
Soll ein Akupunktur-Piercing gestochen werden, gilt es, auf einige Dinge gesondert zu achten. Dazu gehört vor allem, einen kompetenten Piercer zu finden. Denn dieser muss nicht nur piercen können, er muss sich auch mit Akupunktur auskennen und genau den richtigen Punkt treffen. Die Akupunkturpunkte unseres Körpers sind klein – wird daneben gestochen, tritt selbstverständlich durch das Akupunktur-Piercing keine Verbesserung der Symptome ein. Wie wird ein kompetenter Piercer gefunden? Zunächst kann man sich online informieren und sich die Webseite des Piercers ansehen. Viele haben sich auf Akupunktur spezialisiert. In einem zweiten Schritt sollte der Piercer persönlich aufgesucht werden. Piercen ist Vertrauenssache – stimmt das Gefühl nicht, sollte lieber weitergesucht werden.
Akupunktur-Piercing – wie ist der Forschungsstand?
Ein Akupunktur-Piercing kann die Verbesserung von Leiden unterstützen – so die These. Im Laufe der letzten Jahre haben sich viele aufgeschlossen für diese Annahme gezeigt, sodass es eine Vielzahl an Erfahrungsberichten von Betroffenen gibt, die sich ein Akupunktur-Piercing haben stechen lassen. Viele davon berichten von erstaunlichen Ergebnissen und spürbaren Verbesserungen, einige bemerken aber auch keine Veränderungen. Ob bei diesen schlicht der Akupunkturpunkt mit dem Piercing nicht getroffen wurde, oder ob tatsächlich bei einigen Menschen keine Wirkung durch die Stimulierung eintritt, kann nicht abschließend beurteilt werden. Wer sich ein Akupunktur-Piercing stechen lässt, hat also keine Garantie auf eine Verbesserung seiner Leiden, es handelt sich bei jedem Akupunktur-Piercing um einen Selbstversuch. Durch die vielen positiven Erfahrungsberichte zeigen sich die meisten an dieser Stelle aber zuversichtlich.
Es muss dazu gesagt werden, dass die Schulmedizin die Wirkung von Akupunktur-Piercings derzeit noch anzweifelt, da es keine wissenschaftlich fundierten Studien dazu gibt. Schulmediziner gehen bei einem Piercing oft auch von einem Placebo-Effekt aus. Verwunderlich ist das nicht, denn jede neue, alternative Heilmethode steht bei Schulmedizinern zunächst in der Kritik, bis mit wissenschaftlichen Methoden das Gegenteil bewiesen ist.
